Viele vermuten dann einen Fersensporn als Ursache ihrer Beschwerden. Darunter versteht man einen knöchernen Fortsatz, der sich über der Fußsohle am Fersenbein bildet und in Richtung der Zehen zeigt. Doch bei weitem nicht alle Patienten mit Fersenschmerzen haben eine solche Veränderung am Knochen. Umgekehrt hat auch nicht jeder, der einen Fersensporn hat, Beschwerden.
Denn solche Fersenschmerzen sind die Folge einer Reizung des knöchernen Ansatzes der Sehnenplatte (Plantarfascie), welche die Fußsohle bildet. Eine schmerzhafte Erkrankung dieser Sehnenplatte bezeichnet der Mediziner als Plantarfasciitis.
Was begünstigt die Entstehung?
Die häufigste Ursache für einen Fersensporn (Plantarfasciitis) ist eine Überlastung des Fußes. Dazu kann es kommen, wenn man oft auf harten Böden gehen und stehen muss, ungeeignete Schuhe trägt und/oder übergewichtig ist. Auch eine ungewohnte sportliche Belastung kann zu solchen Beschwerden führen, ebenso Fehlstellungen wie Knick-, Senk- oder Spreizfüße, die ihrerseits oft durch ungesunde Schuhe gefördert wurden. Die Überlastung kann zu winzigen Verletzungen am knöchernen Ansatz der Sehnenplatte führen. Als Reaktion darauf lagert der Körper Kalk an, womöglich um die Risse zu reparieren – ein knöcherner Fortsatz entsteht. Beschwerden, die typisch für einen Fersensporn sind, können aber auch andere Ursachen haben. Dazu gehören rheumatische Erkrankungen wie zum Beispiel Morbus Bechterew, Entzündungen, Ermüdungsbrüche oder Veränderungen des Fußes, die auf eine erbliche Veranlagung zurückzuführen sind.
Viele Patienten mit einem Fersensporn spüren bei jedem Schritt einen stechenden Schmerz in der Fußsohle. Diese sind beim Loslaufen oft besonders stark und lassen dann etwas nach. Manche Patienten haben hingegen dauerhafte dumpfe Schmerzen im Bereich der Ferse oder sie spüren einen brennenden Schmerz. Viele Betroffene berichten auch, dass sie besonders morgens nach dem Aufstehen Beschwerden haben, die dann wieder nachlassen. Sehr ähnliche Probleme im hinteren Bereich des Fersenbeins haben Patienten, bei denen der Ansatzpunkt der Achillessehne gereizt und entzündet ist. Auch dort kann ein knöcherner Fortsatz die Ursache sein.
Um die Ursache der Beschwerden zu finden, untersucht der Orthopäde den Fuß zunächst ohne Hilfsmittel. Dabei prüft er, ob und an welcher Stelle sich Schwielen gebildet haben. Zudem kontrolliert er, ob eine Fehlstellung des Fußes erkennbar ist. Die Untersuchung erfolgt dabei im Stehen und im Liegen oder Sitzen. Der Arzt prüft aber auch, ob die Schuhe des Patienten ungeeignet und womöglich Ursache der Beschwerden sind.
Wo der Schmerz sitzt, kann der Arzt nur feststellen, indem er an verschiedenen Stellen auf die Fußsohle drückt. Das bereitet dem Patienten zwar neuerliche Schmerzen, die man ihm aber leider nicht ersparen kann. Ob sich ein Sporn am Fersenbein gebildet hat, lässt sich in einem Röntgenbild erkennen. Allerdings kann diese typische knöcherne Ausziehung, die der Erkrankung den Namen gegeben hat, auch fehlen.
Im Einzelfall kann dann auch eine Kernspintomografie notwendig sein. Bei der Untersuchung konzentriert sich der Arzt aber nicht nur auf den Fersensporn selbst. Er prüft auch die anderen Knochen des Fußes und beurteilt sie hinsichtlich ihrer Struktur und Stellung.
Die Therapie ist zwar einfach, leider aber sehr langwierig. Es braucht darum etwas Geduld, bis ein Erfolg der Behandlung erkennbar wird. Dazu kann der Patient aber auch selbst beitragen, indem er den betroffenen Fuß vor einer Überlastung schützt. Solange er Beschwerden hat, sollte er den Fuß auf keinen Fall extremen Belastungen aussetzen. Übergewichtige sollten unbedingt versuchen abzunehmen – so schwer dies auch sein mag. Auch Bewegung hilft, die Beschwerden zu reduzieren. Besonders gut eignen sich dafür Sportarten, bei denen der Fuß nur wenig belastet wird. Betroffene sollten also lieber Rad fahren oder schwimmen als zu joggen. Empfehlenswert sind zudem spezielle Dehnungsübungen der Unterschenkel- und Fußmuskulatur. Diese kann man selbstständig zuhause durchführen, sollte sich die Übungen aber unbedingt zuerst zeigen lassen.
Warum sind spezielle Einlagen wichtig?
Zusätzlich zu diesen Anstrengungen des Patienten sollte dieser maßgefertigte Einlagen tragen. Mit dieser Kombination von Maßnahmen lassen sich die Beschwerden fast immer erfolgreich behandeln. Dabei ist allerdings die Qualität der Einlagen entscheidend: Diese sollen zum einen Fehlstellungen des Fußes korrigieren, um eine weitere Überlastung zu verhindern. Zum anderen müssen sie so angefertigt sein, dass sie die schmerzende Stelle an der Ferse entlasten. Dazu haben die Einlagen meist eine Aussparung im Bereich der Ferse, die oft mit weichem, dämpfendem Material gefüllt ist. Dabei ist es kein Problem, wenn die Einlage nicht sofort passt. Denn diese kann man auch nachträglich so bearbeiten, bis sie perfekt an die Bedürfnisse des Patienten angepasst ist. Bis diese Maßnahmen Wirkung zeigen, kann es helfen, die Beschwerden zeitweilig mit schmerz- u. entzündungshemmenden Medikamenten zu lindern. Auch Wärme- und Kälteanwendungen empfinden viele Patienten als angenehm. Mit Eiswürfeln kann man so eine Behandlung zum Beispiel gut selbst daheim durchführen.
Wann sind Spritzen sinnvoll?
Trotz aller Anstrengungen reichen diese Maßnahmen aber bei einem kleinen Teil der Patienten nicht aus, um die Beschwerden ausreichend zu lindern. Dann kann der Arzt gezielt ein lokal wirkendes Betäubungsmittel und ein homöopathisches antientzündliches Präparat (Traumeel) in den Bereich der schmerzenden Stelle spritzen (Infiltrations-Therapie). Die Injektion von Cortison birgt Risiken u. hat sich in Studien nicht bewährt, so dass dies nicht mehr durchgeführt wird.
Wann hilft die Stoßwellentherapie?
Haben auch diese Verfahren nicht ausreichend geholfen, gibt es noch die Möglichkeit der extrakorporalen Stoßwellentherapie (ESWT). Hierbei werden Stoßwellen gezielt auf den schmerzenden Fersensporn gerichtet. Diese Behandlung ist zwar zunächst unangenehm. Doch viele Patienten berichten, dass ihre Schmerzen bald nach der Behandlung nachgelassen hätten. Auf welche Weise die Schallwellen die Beschwerden lindern, ist nur zum Teil geklärt. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Behandlung in der Regel nicht.
Eine weitere Methode, die bisweilen angewendet wird, ist die Röntgentiefen-Bestrahlung. Dabei wird der schmerzende Bereich der Ferse mit einer relativ hohen Dosis an Röntgenstrahlen behandelt. Einige Anwender berichten von guten Ergebnissen. Da es sich hier um eine Behandlung mit Röntgenstrahlen handelt, ist die Indikation sehr sorgfältig abzuwägen.
Wann hilft nur eine Operation?
Eine Operation ist bei einem Fersensporn nur der letzte Ausweg. Sie lässt sich in den allermeisten Fällen mit etwas Geduld und den beschriebenen konservativen Maßnahmen vermeiden. Um den Zug auf die gereizten Sehnen zu mindern, löst der Arzt dabei die Sehnenplatte nahe am Knochen vom Fersenbein ab. Der Fersensporn selbst wird dagegen nur selten entfernt, vor allem dann, wenn die knöcherne Ausziehung sehr groß ist. Nach dem Eingriff muss der Patient einige Tage liegen und anschließend ein paar Wochen lang spezielle Schuhe mit entlastenden Einlagen tragen. Bei den meisten Patienten hilft diese Operation, die Schmerzen zu lindern.